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LOORIEN AKADMIE SCHWAZ
die Waldakademie des Schwazer Silberwaldes


Impulsreferat von Mag. Margit Schüßler

 

PARACELSUS und das Licht der Natur

 

Paracelsus ist wohl den meisten vor allem als Arzt bekannt, als Erneuerer der Medizin seiner Zeit. Schwazer kennen die nach ihm benannte Paracelsusstraße, wissen vielleicht, daß er zur Erforschung der „Bergsucht“ der Knappen in der Silberstadt war. Insider kennen vielleicht auch Paracelsuspreis und Paracelsus-medaille als Auszeichnungen für Verdienste in der medizinischen und chemischen Forschung, Paracelsuskliniken und -apotheken oder die nach dem berühmten Arzt benannte Heilpraktikerschule.

 

Dabei war Paracelsus als Renaissancemensch noch ein echter Universalgelehrter, die tiefe Kluft zwischen Natur- und Geisteswissenschaft hatte sich in diesem Goldenen Zeitalter ja noch nicht aufgetan, damals war es noch möglich, auf allen Wissensgebieten der damaligen Zeit beschlagen zu sein und das war er mehr als die meisten seiner Zeitgenossen, auch mehr als die meisten seiner Berufkollegen: Philippus Aureolus Theophrastus aus der verarmten schwäbischen Adelsfamilie der Bombaste von Hohenheim war zwar durch den Arztberuf seines Vaters die medizinisch-naturwissenschaftliche Laufbahn in die Wiege gelegt, doch zeitlebens faszinierte ihn die Geisteswissenschaft im gleichen Maß. Tatsächlich beschäftigen sich nur 2 Bände seines 5-bändigen Gesamtwerkes mit Medizin, einer mit Philosophie, einer mit Religion und die „magischen und gabalischen Werke“ mit dem Übernatürlichen.

 

Und tatsächlich stammt der Begriff „Licht der Natur“ aus seiner Abhandlung über die Religion. Er gebraucht ihn allerdings auch immer wieder in medizinischen Abhandlungen. Philosophisch Interessierten fallen dazu sicherlich die Scholastiker mit ihrem „Lumen naturale“ und dem „Lumen supranaturale“ ein, wer sich je mit Alchemie beschäftigt hat, ist bestimmt schon auf die Formulierung „im Licht der Natur“ gestoßen. So ist anzunehmen, daß der philosophisch interessierte und in der Disziplin der Alchemie gründlich ausgebildete Paracelsus schon in seiner Studienzeit auf diesen Terminus gestoßen ist. Die Alchemie als Mutter der modernen Naturwissenschaft bot ja den Adepten eine überaus breit gefächerte   Ausbildung und produzierte eine Reihe herausragender Universalgelehrter.

 

„Die Natur lehrt den Arzt, nicht der Mensch.“  Mit dieser Aussage stellt sich der überzeugte Empiriker Paracelsus vehement gegen das medizinische Establishment seiner Zeit, das ja sein Wissen praktisch nur aus Büchern erworben hat.

„Saget mir, welches ist die richtige Tür, zu der man in die Arznei hineingeht? Durch den Avicenna, Galen [...] etc. oder durch das Licht der Natur?“ fragt er seine Leser und beantwortet selbst seine Frage: „Die richtige Tür ist das Licht der Natur.“

An anderer Stelle  sagt er: „Dann dachte ich nach, wie gelernt werden mußte, wenn kein Buch und gar kein Arzt auf der Erde wären.“ Auch diese Frage beantwortet er mit der Aufforderung an seine Schüler: „Ihr müßt lernen, im Licht der Natur zu lesen“.

 

Interessant ist allerdings seine eigene Interpretation des Begriffs, die sich – seinen mystischen Neigungen entsprechend – etwas von der scholastischen unterscheidet. Während die Scholastiker mit der Erkenntnis im Licht der Natur das Erkenntnisvermögen der menschlichen Vernunft meinen, geht Paracelsus hier etwas darüber hinaus und bezieht auch die Intuition mit ein.

 

Sehr gut läßt sich sein Verständnis des „Lichts der Natur“ anhand der von ihm systematisierten Signaturenlehre erläutern: Vereinfacht und in Kürze beschreibt er die Erkenntnis im Lichte der Natur als besonders ausgeprägte Intuition. „Alles, was die Natur gebiert, das formt sie nach dem Wesen seiner Tugend“. Die Natur hat laut Paracelsus den Pflanzen Zeichen mitgegeben, die auf ihre Heilwirkung hinweisen und wer – eben dank seiner besonderen Intuition – diese Zeichen zu lesen vermag, dem zeigt sich, wofür / wogegen die spezielle Pflanze helfen kann. Doch ganz so einfach ist das Erkennen und Interpretieren dieser Zeichen nicht, denn mehrere Zeichen spielen hier zusammen (Gestalt, Geruch, Färbung etc.) und nur im Licht der Natur, sprich: mit eben dieser besonderen Intuition ausgestattet, erschließen sie sich dem Betrachter.

Diese besondere Intuition ist allerdings nur Dinge der Natur zu erkennen geeignet. Denn laut Paracelsus eröffnen sich dem Menschen 2 Erkenntniswege: der im Lichte des Geistes, der zur ewigen, unverrückbaren Wahrheit führt und für die Betrachtung geistiger und religiöser Fragen geeignet ist und der im Lichte der Natur, der zu zweierlei Wahrheiten führt, die er in „gute“ und „böse“ Wahrheit differenziert, in jedem Fall aber sieht er die Erkenntnis im Licht des Geistes als „ewige Wahrheit“, die im Licht der Natur als „tötliche“, d.h. als sterbliche, als begrenzte, im Gegensatz zur ewiggültigen oder absoluten Wahrheit. Zur Betrachtung von Phänomenen der Natur aber ist das Licht der Natur bestens geeignet.

An dieser Stelle möchte ich Paracelsus selbst das Wort erteilen und ein paar Originalzitate einschieben:

 

… die Natur gibt ein Licht, dadurch sie mag erkannt werden, aus ihrem eignen Schein. Aber im Menschen ist auch ein Licht, außerhalb dem Licht, so in der Natur geborn ist. Dasselbig ist das Licht, dadurch der Mensch übernatürlich Ding erfährt . . . Denn der Mensch ist mehr denn die Natur. Er ist die Natur, er

ist auch ein Geist, er ist auch ein Engel, deren aller dreien Eigenschaft hat er.

 

Also zwo Weisheit sein in dieser Welt, ein ewige und ein tötliche (sterbliche).

Die ewig entspringt ohne Mittel (unmittelbar) aus dem Licht des Heiligen Geists, die ander ohne Mittel aus dem Licht der Natur. Die aus dem Licht des Heiligen Geists hat nur ein Speciem an ihr, das ist die gerecht, unbresthaftig (gesunde) Weisheit. Die aber aus dem Licht der Natur hat zwo Species, die gut und die bös Weisheit.

 

Was meint er nun genau mit beiderlei Licht, dem der Natur und dem des Geistes? Dazu muß man wissen, wie Paracelsus den Menschen und seine Erkenntnisfähigkeit sieht: Für ihn ist der Mensch sowohl ein Wesen der Natur, als auch ein geistiges und – für uns Heutige vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig – ein engelhaftes. Das geistige und engelhafte ordnet er der Seele zu und dies – so Paracelsus – : der Besitz einer Seele und sein geistiges und engelhaftes Wesen erheben ihn über die Natur. Die ewige Weisheit und ihre Erkenntnis entspringt unmittelbar dem inspirierten Licht des Geistes. Endgültige, letzte Wahrheiten werden als inspirierte Offenbarung empfangen.

Und damit liegt er eigentlich auf einer Linie mit den Scholastikern und ihrem Lumen naturale und dem Lumen supranaturale. Auch diese sehen in der Erkenntnis durch das Lumen naturale das natürlich-endliche Erkenntnis-vermögen der menschlichen Vernunft, während die Erkenntnis durch das Lumen supranaturale auch hier Offenbarungscharakter hat. Thomas von Aquin unterscheidet sogar 3 Lichter: Eben das Lumen naturae, das Lumen fidei oder Lumen gratiae (Licht des Glaubens oder der Gnade), das aber nicht im Widerspruch zum Licht der natürlichen Vernunft steht und die letzte, endgültige Erkenntnis findet dann erst im Lumen gloriae statt, in der entrückten Schau der Propheten.

 

Was macht nun Paracelsus´ spezifische Auffassung des Lichtes der Natur aus im Vergleich zur scholastischen Vorstellung? Nicht nur die Vernunft erkennt laut Paracelsus im Licht der Natur, ganz wesentlich mit beteiligt am Erkenntnisprozeß ist die Intuition. Hier spricht wieder der Mystiker Paracelsus, den auch Pirmin Meier in seiner Biographie „Paracelsus, Arzt und Prophet“ beleuchtet.

 

Etwas tiefer in die paracelsische Medizin und Gedankenwelt eintauchen kann man im Rahmen unseres Wochenendseminars „Paracelsus, Alchemie und Spagyrik“.

 

Alle Paracelsus-Zitate stammen aus der von Kurt Goldammer bei Reclam herausgegebenen Auswahl aus Paracelsus´ Gesamtwerk „Paracelsus Vom Licht der Natur und des Geistes“

 

Vielen Dank.

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